Wenige Marken können auf eine so verworrene Geschichte zurückblicken wie Matra. Die Chronik beginnt mit Charles Deutsch, der 1929 die väterliche Garage erbte, in der bereits Sportwagen entwickelt wurden. 1932 verkaufte der junge Deutsch die Garage an Rene Bonnet. Aus dieser Partnerschaft entstand 1937 die Firma Deutsch et Bonnet, kurz DB, die bis 1962 bestand. Nach der Trennung schloss sich Deutsch Panhard an, während Bonnet sein Unternehmen zunächst alleine weiterführte, es jedoch 1964 an Matra verkaufen musste. So wurde der große französische Mischkonzern zum Autohersteller, begünstigt durch die vorhandene Kunststoffproduktion für Fahrzeugkarosserien. Daraus entstand die Marke Matra-Bonnet, die ab 1965 nur noch Matra hieß. Eine bedeutende Veränderung trat 1970 ein, als Matra den Vertrieb an Simca übergab, das zu Chrysler gehörte, woraufhin die Autos als Matra-Chrysler-Simca verkauft wurden. Als Chrysler 1978 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und sein Europageschäft an PSA verkaufte, kehrten die Matra-Fahrzeuge zum Matra-Konzern zurück. Peugeot ersetzte den Namen Simca durch Talbot, und die Fahrzeuge wurden als Matra-Talbot bekannt. 1984 beendete Matra die Partnerschaft mit PSA und kooperierte stattdessen mit Renault, was zur Entwicklung des Renault Espace führte. 2003 meldete Matra Automobiles Insolvenz an, womit die Ära der Autoherstellung bei Matra endete.
‹Matra› Coupes und Sportwagen von 1955 bis 1983
DB HBR5 (1955-1961)
Rene Bonnet Missile (1962-1962)
Rene Bonnet Le Mans (1962-1964)
Matra Djet (1962-1968)
Matra 530 (1967-1973)
Matra Bagheera Serie I (1973-1976)
Matra Bagheera Serie II (1977-1980)
Matra Murena (1980-1983)
.
DB HBR5 (1955-1961) **
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann DB mit der Produktion von Rennwagen, bekannt als HBR, basierend auf der Technik von Panhard. Der HBR5, ein kleiner Sportwagen mit nur 850 ccm, entwickelt von Deutsch & Bonnet, konnte sowohl auf öffentlichen Straßen als auch auf Rennstrecken gefahren werden. Sein Zweizylinder-Boxermotor, der Vorderradantrieb und viele andere technische Komponenten wurden vom Panhard Dyna übernommen. Der Wagen wog leer nur 584 kg dank seiner Kunststoffkarosserie, Von ihm wurden 430 Einheiten produziert. Der HBR4 wurde auf derselben Basis als reiner Sportwagen mit offener Karosserie konzipiert.
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
851 ccm / B2
52 PS
430
DB bzw. Rene Bonnet Missile (1962-1964) **
Ab 1959 wurde der DB Missile produziert, ein zweisitziger Roadster mit Kunststoffkarosserie, basierend auf der Technik von Panhard. Nachdem Charles Deutsch das Unternehmen verließ, fertigte René Bonnet das Fahrzeug unter seinem eigenen Namen. Er ersetzte den Panhard-Zweizylindermotor durch einen Vierzylinder-Motor von Renault. Der Roadster verfügte weiterhin über Frontantrieb.
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
845 ccm / B2
52 PS
232 (inkl. LeMans)
CH-Zulassungen (Stand 2023)
ccm/PS
Inaktiv
Aktiv
Bonnet R.B. 5-Missile
845/52
1
0
Total 1
1
0
DB bzw. Rene Bonnet Le Mans (1962-1964) *
Der Le Mans war eine Weiterentwicklung des Missile und verfügte über einen größeren Motor. Um diesen zu integrieren, wurde eine große Hutze auf der Motorhaube montiert. Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Le Mans sind die vertikal angeordneten Doppelscheinwerfer. Diese Modifikationen verliehen dem Fahrzeug eine ungewöhnliche Form. Angetrieben wurde er von einem 1108 ccm großen Renault-Vierzylindermotor mit einer Leistung von 75 PS, der die Vorderräder antrieb.
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
1108 ccm / R4
75 PS
232 (inkl. Missile)
Matra Djet (1962-1968) ****
Rene Bonnet verwirklichte mit dem Djet seinen Traum von einem Mittelmotor-Sportwagen für die Straße. Dieser entstand parallel zur Entwicklung von Formel-3-Fahrzeugen, bei denen Matra als Sponsor fungierte. Die Entwicklung des Djets stellte sich jedoch als zu ambitioniert für Rene Bonnet heraus, und er musste das Projekt 1964 an Matra verkaufen. Matra führte die Produktion des Djets fort und setzte einen größeren Renault-Motor ein. Die Vierzylinder-Motoren von Renault waren längs vor der Hinterachse montiert. Der Wagen verfügte über eine Einzelradaufhängung und eine Kunststoffkarosserie. Die beiden Varianten wurden als Djet 5 und Djet 6 bekannt.
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
1108 ccm / R4 (Rene Bonnet) Djet 5
70 PS
179
1255 ccm / R4 (Matra) (Renault) Djet 6
105 PS
1’510
Total
1’689
CH-Zulassungen (Stand 2023)
ccm/PS
Inaktiv
Aktiv
Matra-Bonnet MB 8-DJET V
1108/70
15
1
Total16
15
1
Matra 530 (1967-1973) *
Im Jahr 1967 wurde der Djet durch den 530 ersetzt. Technisch war der 530 dem Djet sehr ähnlich, allerdings kam der Motor nun von Ford. Es wurde ein kompakter Motor benötigt, der im Ford V4 mit 1,7 Litern Hubraum gefunden wurde. Vom Design her zählt der 530 zu den eigenwilligeren, wenn nicht sogar unattraktiven Fahrzeugen. Er verfügte neben Klappscheinwerfern auch über ein Targadach, das zu jener Zeit sehr modern war. Ab 1971 gab es zudem eine preiswertere Basisversion mit festen ‹Glubsch›-Scheinwerfern und festem Dach, die noch ungewöhnlicher aussah. Trotz seines Aussehens ist es bemerkenswert, dass beinahe 10.000 Exemplare verkauft wurden.
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
1699 ccm / V4
73 PS
9’609
Total
9’609
CH-Zulassungen (Stand 2023)
ccm/PS
Inaktiv
Aktiv
Matra M 530 A
1699/70
43
2
Matra M 530 ALX
1699/75
47
3
Total 95
90
5
Matra Bagheera Serie I (1973-1976) ****
Der Bagheera, entwickelt von Matra in Zusammenarbeit mit Simca, trägt daher auch den Namen Matra-Simca Bagheera. Er nutzt die Technologie des Simca 1100 TI. Eine Besonderheit des Bagheera sind die drei nebeneinander angeordneten Sitze. Der Motor ist quer vor der Hinterachse montiert, und die Kunststoffkarosserie sitzt auf einem Stahlrahmen. Als Designer wurde Giovanni Michelotti engagiert, der ein sehr erfolgreiches Auto entwarf. Der Prototyp verfügte über Flügeltüren, die jedoch aufgrund der hohen Kosten verworfen wurden. Der Bagheera war in zwei Varianten erhältlich, mit 84 PS (Basis) und 90 PS (S) Motoren. Optional waren auch ein Faltdach und elektrische Fensterheber verfügbar.
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
1294 ccm / R4
84 PS
unbekannt
1442 ccm / R4
90 PS
unbekannt
Total
47’802 (S1/2)
CH-Zulassungen (Stand 2023)
ccm/PS
Inaktiv
Aktiv
Matra X 3550 Bagheera
1294/84
748
5
Matra-Simca X 3550
1294/84
309
3
Total1’065
1’057
8
c
Matra Bagheera Serie II (1977-1980) ****
Im Jahr 1977 erhielt das Modell ein leichtes Facelift, wobei insbesondere die neuen, größeren Stoßstangen an der Front und am Heck auffielen. Es gab neue Räder und auch neue Ausstattungsoptionen. Technische Änderungen beschränkten sich auf Details. Die Stoßfänger waren entweder schwarz oder in der Wagenfarbe lackiert. Nachdem der PSA-Konzern 1978 die Chrysler-Werke in Europa übernommen hatte und die Simcas nun unter der Marke Talbot verkaufte, wurde aus dem Bagheera der Talbot-Matra Bagheera.
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
1294 ccm / R4
85 PS
unbekannt
1442 ccm / R4
90 PS
unbekannt
Total
47’802 (S1/2)
CH-Zulassungen (Stand 2023)
ccm/PS
Inaktiv
Aktiv
Matra-Simca X 6550
1442/90
815
7
Talbot-Matra X 6552
1442/90
65
0
Total887
880
7
c
Matra Murena (1980-1983) ****
Ab 1978 wurde der Murena in Zusammenarbeit mit Simca als Nachfolger des Bagheera entwickelt. Ursprünglich plante man, den PRV-Motor (Peugeot-Renault) zu verwenden. Nach der Übernahme von Simca durch den PSA-Konzern wurde der Renault-Motor jedoch verworfen, und man entschied sich für die 1.6 und 2.2 Liter großen Vierzylindermotoren von Simca bzw. Talbot. Eine Neuerung war das verzinkte Chassis, um die Rostprobleme des Vorgängers Bagheera zu vermeiden. Nach dem Zusammenschluss kamen Teile verschiedener Hersteller wie Talbot, Peugeot und Citroën zum Einsatz. Das Spitzenmodell war die Version mit 142 PS, von der nur 450 Stück produziert wurden. 1984 beendete Matra die Kooperation mit dem PSA-Konzern, und der Murena wurde das letzte Serienfahrzeug unter dem Namen Matra. (Die letzte Entwicklung von Matra, der Espace, wurde schließlich nur noch unter dem Namen Renault vermarktet.)
Hubraum / Bauform
Leistung
Stückzahl
1592 ccm / R4
92 PS
5’640
2155 ccm / R4
118 PS
4’560
2155 ccm / R4 (S)
142 PS
450
Total
10’680
CH-Zulassungen (Stand 2023)
ccm/PS
Inaktiv
Aktiv
Talbot-Matra Murena
1592/90
302
14
Talbot-Matra Murena 2.2
2155/118
389
40
Total 745
691
54
In 28 Jahren produzierte Matra etwa 70’000 Seriensportwagen, zusätzlich einige Rennwagen, den Matra Rancho sowie die erste Generation des Renault Espace.
Gesamtstückzahl
Menge
DB HBR5
430
Rene Bonnet Missile & Le Mans
232
Matra Djet
1’689
Matra 530
9’609
Matra Bagheera
47’802
Matra Murena
10.680
Total
70’442
In der Schweiz wurden 2810 Sportwagen von Matra zugelassen, davon sind noch 2.7% unterwegs.